Bei einer Veranstaltung zur Nachhaltigkeit des Kulturhauptstadtprojektes der Kommunalpolitischen Vereinigung Bochum in der Kunstwerkstatt am Hellweg in Wattenscheid, fiel es mir wieder auf: Die intransparente Verteilung der Gelder der regionalen Kulturförderung des Landes. Dr. Cebulla – quasi Chef der Kunstwerkstatt – berichtete, dass er keinerlei Förderung mehr von irgendwem erhalte. Das Hauptthema war jedoch die Enttäuschung der „freien Szene“ vom Kulturhauptstadtjahr, wo sie nicht berücksichtigt worden sei, und das dies für die Kulturhauptstadt- freie Szene sich auch danach fortsetze. Es zeigte sich aber auch, dass er und die Anwesenden von der Kulturförderung der „freien Szene“ nichts wussten.
Förderliste der „freien Szene“ werden zur Landesregierung durchgereicht
Das Land NRW hat verschiedene Kulturregionen. Die Karte zeigt die Kulturregion Ruhrgebiet. Die freie Szene berät darin jährlich für politische Gremien vor, wer da aus Kulturförderungsetats des Landeshaushalts Geld bekommt. Wie man in das Gremium kommt, weiss ich nicht. Ich habe mir sagen lassen, dass das Gremium von Gerd Spieckermann vom Bahnhof Langendreer morderiert wird. Der Bahnhof Langendreer hat den Ruf, „geschickt“ beim Einwerben von Fördermittel aus unterschiedlichen Quellen zu sein. In 2011 erhält der Bahnhof selber etwa 10% der regionalen Fördermittel. Die Regionalräte, also hier das Ruhrparlament des Regionalverbands Ruhr, empfehlen diesen Vorschlag dann der Landesregierung. Auf dem Weg von diesem Gremium der „freien Szene“ bis zum Landeshaushalt tut sich wenig.
Nachdem der RVR die Funktion des Regionalrats fürs Ruhrgebiet übernommen hat, hat das Ruhrparlament den Willen erklärt, beratende Mitglieder zu den Vorberatungen zu entsenden. Die Parlamentarier haben nach dem ersten Abnickenden Wunsch geäußert, zumindest nachrichtlich zu wissen, welche Projekte sie abnicken sollen und welche keine Förderung erhalten. Das hat dann auch im zweiten Jahr gleich nicht funktioniert, denn die Parlamentarier – hier Lothar Gräfingholt (CDU) aus Bochum und Monika Simshäuser (SPD) aus Hamm – sind nicht eingeladen worden. Statt die Empfehlung abzunicken, hat sich die CDU daher enthalten.
Wer agiert da eigentlich?
Das Vertreter der freien Szene die Entscheidungen ihrer, wie auch immer bestimmten, Vertreter nicht mitbekommen, ist das eine. Das andere ist, dass die offiziellen Entscheidungsträger das auch nicht mitbekommen. Der kommt mir schnell der Verdacht, dass da was ausgeklüngelt wird, was insbesondere den Beteiligten selber hilft.
Ein Bericht der Ruhrbarone xtranews (No, we can’t – Stille Haushaltssperre in NRW lähmt nicht nur die freie Kulturarbeit, 27.07.2011) zu den Problemen der „freien Szene“, Gelder in 2011 aus dem Landeshaushalt ausgezahlt zu bekommen, lässt nicht die Gefahr sehen, dass nur größere Insitutionen die Mittel zur Refinanzierung von Veranstaltungen heranziehen können, die sie eh machen würden. Das wäre dann keine Förderung zusätzlicher Projekte, sondern nur Mitnahmeffekte. Um das zu verifizieren, müsste ich mir die einzelnen Projekte mal ansehen. Ich kenne sie zu wenig, nicht einmal ein Datenblatt.
Nachfolgend einmal die aktuelle Förderliste (in der Reihenfolge) aus 2011. Wenige Projekte davon kenne ich.
Akademisches Förderungswerk (Kulturbüro), Bochum | 21. Internationales Videofestival | 12.000 € |
ProJazz e.V., Dortmund | jazzwerkruhr | 36.400 € |
Kulturzentrum Grend e.V., Essen | Literatürk – 7. Deutsch-Türkisches Literaturfestival | 22.000 € |
Bahnhof Langendreer e.V., Bochum | Odyssee – Kulturen der Welt. Musik der Metropolen ! | 43.000 € |
Pixelprojekt Ruhr, Herne | Pixelprojekt Ruhrgebiet | 46.500 € |
Klack ZwoB e.V., Bochum | 19.Blicke.Filmfestival des Ruhrgebiets | 40.000 € |
artscenico e.V., Dortmund | LandTanz und DorfOrgien | 11.800 € 30.000 € für 2012 angemeldet |
open systems e.V., Essen | upgrade 4.0 | 5.000 € | Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V., Dortmund | Hosgeldiniz! | 6.740 € |
Kunsthaus Essen, Essen | dual | 8.300 € |
Jan Klare / Ludger Schmidt, Münster/Ennepetal | Dorf-Feste | 16.000 € |
Studentische Initiative, Bochum | MegaFon | 2.000 € |
JOE e.V., Oer-Erkenschwick | SSBO Sun sucks brain out – Festival | 7.900 € |
Kultur im Ringlokschuppen e.V., Mülheim an der Ruhr | Shiny Toys – interdisziplinäres Medienfestival | 27.000 € |
Deutsches Forum für Figurentheater, Bochum | Ruhr-Kunst-Cashing | 20.000 € | Rottstr. 5 e.V., Bochum | Portait John Cage | 1.550 € |
Kultur im Ringlokschuppen e.V. + Literaturbüro Gladbeck, Mülheim | Textrevolte – Literatur und Politik | 15.000 € |
Die Bühne e.V., Essen | Inclusiv | 18.200 € |
Virtuell-Visuell, Dorsten | Kunst bewegt Räume | 16.500 € |
99cent theater, Bochum | Eintagsfliegen (kontinuierlich kopulierend) | 10.000 € |
Künstlersiedlung Halfmannshof e.V., Gelsenkirchen | Zwischen Diktatur und Demokratie. Die Geschichte der Künstersiedlung Halfmannshof 1931-1956 | 17.000 € |
Rita Maria Schwaigin, Dortmund | Offene Ateliers Dortmund | 4.000 € |
Depot e.V., Dortmund | Kunstbox | 2.400 € |
Die Liste enthält insgesamt 399.290 € und enthält mit Münster, Ennepetal, Oer-Erkenschwick und Dorsten vier Orte, die nicht zur Kulturregion Ruhrgebiet gehören.
Links
Seiten der Bezirksregieung Arnsberg mit Infos zur regionalen Kulturförderung und Antragsformularen
Drucksache des Regionalverbands Ruhr zur regionalen Kunst- und Kulturförderung 2011
Fällt der Kulturherbst 2011 für freie Träger und Projekte in NRW aus? (Gerd Herholz, Ruhrbarone, 20.03.2011)