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Das Kunstrasen-Desaster des SPD-Abgeordneten Yüksel

Sportplatz Dickebankstrasse mit Firma Bereket

Die große politische Pose, eine Lösung zu präsentieren, die alle gut heißen, bildet für viele Politiker die Erstrebenswerteste aller politische Handlungen. Allzu oft muss alltägliche Politik auf fehlende Optionen verweisen und kann zunächst nur auf Mißstände hinweisen. Und die politische Welt sieht auch für den Wattenscheider Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel nicht anders aus. Seine Lösung, dem Fußballverein SW Wattenscheid 08 einen Kunstrasenplatz verschafft zu haben, entwickelt sich gerade zum Desaster für alle Beteiligten.

Zwischen SPD, Verwaltung und Sportverein hatte es bereits ein langes Hin- und Her geben, ob und wann der Fußballverein, der auf dem Sportplatz an der Dickebankstraße trainiert, einen Kunstrasenplatz bekomme. (siehe zum Beispiel WAZ 2013). Irgendwie war das dann hoffnungslos, dass die Stadt Geld für einen weiteren Kunstrasenplatz hier in Wattenscheid geben.

Sportplatz Dickebank: Ein Win-Win-Lösung zu Lasten der Anwohner

Im Spätherbst hatte Serdar Yüksel vermeintlich den politischen Lohn eingeheimstert für einen geschickt anmutenden Handel. Die an den Sportplatz angrenzende Industriebäckerei Bekeret benötigte Platz zur Erweiterung, um nicht in eine Nachbarstadt auf ein größeres Areal ziehen zu müssen. Die Firma sollte einen Teil des Sportplatzes erhalten. Das Areal verfügt über ein Hauptfeld aus Rasen und eine dürftigen Ascheplatz. Quer zu beiden Feldern sollte – aus 2 mach 1 – ein Kunstrasenplatz entstehen. Der sollte quasi als Wirtschaftsförderung bezahlt werden, da die Stadt so der Bäckerei die notwendige Grundstückserweiterung ermögliche. Der Abgeordnete Yüksel stand in bildlich heldhafter Pose da, auch wenn die kommunalen Angelegenheit in der Zuständigkeit des Stadtrats und nicht des Landtags liegen.

Die berechtigten Sorgen der Anwohner

Allein der Deal zwischen Stadt, der im Dreischicht-Betriebe arbeitenden Großbäckerei und dem Fußballverein lief nicht so. Die Beteiligten hatten die Anwohner übersehen. Diese organisierten Widerstand, denn sie befürchteten mehr Lkw, mehr Lärm und mehr Flutlicht – alles näher an ihren Häusern und Wohnungen. Auch rechneten Anwohner vor, das die Kosten für die Stadt höher lägen, als die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf der Stadt an die Bäckerei. (siehe WAZ 01.12.2014)

Sportplatz DickebankstrDie im November angekündigte Erweiterung der Großbäckerei Bereket stockte bereits im November. Es entwickelte sich ein Desaster. Die Anwohner wollen keine weitere Beeinträchtigung ihrer Nachbarschaft akzeptieren. Sie sind aufgebracht. Das Stocken des Grundstückerwerbs ließ die Zukunft der Bäckerei am Standort Wattenscheid schwinden. Ein neuer Standort in einer Nachbarstadt wäre ein verheerende Ergebnis, denn die missratene Lösung mit dem Verlust des laut Berichten inzwischen zweitgrößten Wattenscheider Gewerbesteuerzahlers droht auf das Scheitern der Bemühungen des gewerkschaftsnahen SPD-Abgeordneten zurückzuführen zu sein. Auch der Kunstrasenplatz wäre nicht zu realisieren. Nach den Auseinandersetzungen mit den Anwohnern ist es dem Fußballverein zwischenzeitlich verboten, sein Vereinsheim für lärmende Veranstaltungen an Dritte zu vermieten. Einnahmen sind weggebrochen. Der fehlende Kunstrasenplatz und schlechte Zustand der Anlage lässt den Verein um seine Zukunft bangen.

Aus Win-Win wird worst case

Peter Mohr schrieb dazu im November 2014 im Lokalkompass Wattenscheid:

Ein Projekt, bei dem es nach momentanem Stand der Dinge nur Gewinner gibt: Der Wirtschaftsstandort Wattenscheid wird durch die Erweiterung des Betriebes (derzeit ca. 150 Beschäftigte) nachhaltig gefördert. Und die Sportanlage würde die längst überfällige Aufwertung erhalten.

Sieben Monate später sieht die selbstkritische Einsicht so aus:

Vielleicht war es ein Fehler, als ich im November geradezu euphorisch die Kunstrasen-Bereket-Pläne von Serdar Yüksel und SW Wattenscheid 08 im Alleingang gefeiert habe.

Die Situation zwischen allen Akteuren ist verfahren. Es droht der schlimmste Fall: Die Bäckerei zieht weg, die Anlage verfällt und der Verein macht dicht. Die Anwohner hätten dann Ruhe, aber um welchen Preis? Es verbleibt die heldenhafte Pose, eventuell das Bleiben der Bäckerei am Standort Wattenscheid oder Bochum zu erreichen. Von Win-Win ist das weit entfernt. Es droht ein worst case – für die Anwohner, für die Bäckerei, für den Verein? Der Verein scheint derzeit der größte Verlierer zu sein. Einst bewilligte städtische Gelder zumindest für die Sanierung des Aschenplatz sind nicht mehr verfügbar. 21.000 € sollen im Vertrauen für Arbeiten im Zusammenhang mit der Realisierung des jetzt gescheiterten Kunstrasenprojekts – für Container – verbraucht worden seien (siehe Lokalkompass 07.07.2015).

Eine schwierige Situation für einen Landtagsabgeordneten, der sich auf kommunalpolitisches Terrain begibt. Aber mit der Arbeit in Landtagsausschüssen für Arbeit, Soziales, Europa etc. lässt sich im Wahlkreis nicht so einfach posieren.

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